Sonntag, 23. November 2008

Oh Du fröhliche?

Nun beginnt sie wieder die Adventszeit, zumindest ganz offiziell. Denn inoffiziell war der Anfang im Einzelhandel bereits im September. Erinnern Sie sich noch, als Ihnen die ersten Lebkuchenherzen aus den Verkaufsständern entgegenklopften? Haben Sie genau wie ich den Kopf geschüttelt und in Großbuchstaben gedacht:

WAS, JETZT SCHON?

Es ist doch noch so lange hin bis zur Adventszeit! Ich habe mich sogar im Stillen gefragt, wann werden Osterhasen und Weihnachtsmänner gemeinsam die Regale bevölkern? Wo bleibt da die Freude auf Weihnachten, auf die Adventszeit? Ich gestehe hiermit öffentlich, als es kälter und früher dunkel wurde, bin ich schwach geworden und habe dem Klopfen der Lebkuchenherzen nicht widerstehen können.

Aber in einem Punkt werde ich nicht schwach. Bei mir beginnt die Adventszeit am 1. Advent und nicht schon Wochen vorher und ist und bleibt eine ganz besondere Zeit für mich.

Von Natur aus bin ich ein Ohne-Ruhe-Typ, nicht rastlos, sondern so voller Tatendrang und tausend Gedanken im Kopf. Das Unkraut im Garten muss weg, eine Tür neu gestrichen , ein Artikel noch fertig geschrieben, für eine neue Reportage gründlich recherchiert, Interviews terminiert werden - und und und. Mit einem Wort, bei mir ist immer „Aktion“.

Mit einer Ausnahme: die Adventszeit. Da kann ich so herrlich loslassen, mich besinnen, das Tempo rausnehmen, einen Gang runterschalten. Zum Auftakt kaufe ich mir einen Weihnachtsstern. Rot muss er sein, nicht mit Goldspray oder sonstigem Schnickschnack verziert, sondern einfach natürlich rot. Dann krame ich die Weihnachtskiste hervor, dekoriere meine Räume, stelle Kerzen und Teelichter auf. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, sperre ich die Hektik des Tages einfach aus, genieße bei flackerndem Kerzenschein leckeren Tee und ein gutes Buch, oder sitze gedankenversunken gemütlich auf meiner Couch. Ich freue mich über meine Kuschelzeit und die Kraft, mir die Zeit für Besinnlichkeit zu nehmen.

Es ist, als schwebe ein Hauch von Luxus durch mein Haus.



Oft höre ich: ach was war es in meiner Kindheit doch so schön, viel stimmungsvoller, erwartungsvoller, besinnlicher.

Woran liegt es denn, dass es heute nicht mehr so ist? Weil alles hektischer und stressiger wird? Warum lassen wir uns mitreißen in diesem Sog? Können wir uns nicht mehr besinnen oder wollen wir es am Ende auch gar nicht wirklich? Ist es nicht bequemer, sagen zu können: „Ich habe so viel zu tun und so wenig Zeit, wie soll ich mich da noch auf mich besinnen können.“?


Ich wünsche eine besinnliche Adventszeit und gönne allen diesen Hauch von Luxus „sich Zeit nehmen“.

1 Kommentar:

Wortschätzchen hat gesagt…

Wie halten Sie es mit der Adventszeit? Ich freue mich über einen Erfahrungsaustausch.

Oh Du Fröhliche
Ihr
Wortschätzchen