Mittwoch, 24. September 2008

3. Der Sprung ins kalte Wasser

Hatte ich wirklich JA gesagt? Es muss wohl so gewesen sein, denn bereits zwei Tage später erhielt ich meinen ersten Termin für eine Reportage über das Thema Geigenbau. Ach du meine Güte, Instrumentenbau! „Geschieht Dir recht“, denke ich für mich. Das wird dann nicht nur der erste sondern auch gleich der letzte Bericht gewesen sein, den ich zusammentippe. Das kommt davon, wenn man mit den großen Hunden das Bein heben will. Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich stur sein kann? Dinge, die mir wichtig sind, nicht mehr loslasse und notfalls bis zum bitteren Ende durchziehe? Nein, nun dann erfahren Sie es jetzt. Mit klopfendem Herzen machte ich zum vereinbarten Termin auf den Weg und mir öffnete sich die Tür nicht nur in die Welt des Geigenbaus, sondern auch in eine neue, faszinierende Welt des Lebens.
Viele interessante Reportagen sollten noch folgen, aber diese eine hier war der Schlüssel zu meinem neuen Selbstvertrauen. Willkommen zurück im Leben.

Dienstag, 9. September 2008

2. Wie es weiterging

Ich glaube, meine Sinne wussten es bereits und führten mich durch Gässchen hinauf und hinab quer durch Tübingen und hinter die Kulissen und ließen mich all die Schönheiten der Stadt buchstäblich durch die Linse betrachten. Am Ende waren es über 100 Fotografien geworden.

Die Zeit bis zu vereinbarten Termin verging wie im Flug. Ich vergaß, zu essen, zu Trinken, schaute dem lustigen Treiben der Stocherkähne auf dem Neckar zu und genoss die himmlische Ruhe auf der Parkbank gegenüber des Hölderlinturms. Ich riss mich förmlich aus diesem Zauberbann heraus und eilte mit schnellen Schritten meinem Ziel, dem Cafe Ludwig entgegen. Aber das hinderte mich nicht, noch einmal inne zu halten, um einen Schnappschuss von den bis in den Neckar eintauchenden Weiden zu schießen. So viel Zeit musste einfach noch sein.




Im 1. Stock wurde ich bereits erwartet, es war wie am Ende von der Herzblattsendung, Sie wissen schon, wenn die Trennwand langsam verschwindet und Sie stehen dem anderen ausgeliefert gegenüber, allerdings nicht ganz so dramatisch, hier gab es keine Zuschauer im Studio oder am Bildschirm, auch keine versteckte Kamera und auch keine große Suche nach der in Frage kommenden Person. Da saß nämlich nicht nur der einzige große blonde Mann in der 1. Etage, da saß die einzige Person überhaupt. Was durchaus normal war, denn draußen überflutete die Sonne mit ihren letzten warmen Sommerstrahlen die Stadt und lockte die Menschen ins Freie und in die Straßencafes.

Ich musste laut lachen ob des geschickten Treffpunktes, wer kann sich hier schon verfehlen? Aber eigentlich war der Platz hinterhältig gewählt. Bah.... er hätte die Gelegenheit gehabt, zu tun als sei er gar nicht die Verabredung, ich jedoch war ausgeliefert. Ich konnte mich nicht verstecken und zurückziehen. Doch dazu bestand auch kein Grund. Weder hatte er einen Buckel noch roch er nach Pech und Schwefel und ich meinerseits konnte keine Warze oder schwarze Katze auf dem Rücken aufweisen, also mit anderen Worten, es gab auf dem ersten Blick nichts Unsympathisches, was einer möglichen Zusammenarbeit hinderlich gewesen wäre.

Und auf meiner Stirn stand in großen Lettern:

NEUGIER!
LEBENSLUST!
NEUSTART!